Von Hermann Arnold
Ein Start-up muss vor allem schnell lernen. Wie kann es mit möglichst geringem Mitteleinsatz möglichst früh möglichst viele Feedbackschleifen mit tatsächlichen Kunden erreichen? Wir haben bei haufe intern ein organisatorisches Betriebssystem namens FLEAT entwickelt, in dem wir den Fortschritt von Geschäften unterschiedlicher Phasen kategorisch anders betrachten und managen. Floße müssen schnell lernen, Ruderboote eine hohe Zufriedenheit der ersten Kunden erreichen, Dampfschiffe ein möglichst schnelles, steigendes Wachstum und Kreuzfahrtschiffe eine hohe Profitabilität bei hoher Kundentreue.
Als Familienvater habe ich gelernt, Fortschritte individuell zu sehen. Jedes Kind entwickelt sich in verschiedenen Bereichen unterschiedlich schnell. Ein Kleinkind lernt mit riskantem Versuch und Irrtum, das andere ist penibel – und macht Fortschritte erst dann für Eltern sichtbar, wenn es sie nahezu perfekt beherrscht. Fortschritt bei Kindern ist permanent, faszinierend, für Erwachsene bewundernswert und auf jeden Fall nicht vergleichbar. Als Bürger bereitet mir der gesellschaftliche Fortschritt am meisten Sorgen. Es gibt Zeiten, in denen schubweise Fortschritte notwendig sind, um mit den gesellschaftlichen Auswirkungen technologischer Veränderungen zurechtzukommen. Wir befinden uns aktuell in einer solchen Phase und spüren, dass unser gesellschaftliches System sprungweise Fortschritte bräuchte, aber nicht hervorbringt. Die Zerstörung des Bestehenden ist in vollem Gang, ohne dass eine schöpferische Alternative schon sichtbar ist. Geschichtlich gesehen funktioniert gesellschaftlicher Fortschritt selten linear. Es braucht unser aller Engagement, um den gesellschaftlichen Schritt nach vorne zu schaffen.
Über den Autor:
Hermann Arnold entwickelt als Mitgründer und Chairman von Haufe-umantis im eigenen Unternehmen und mit Kunden neue Ansätze für Agilität und Innovation, für Führung und Zusammenarbeit. Als Familienmensch ist er erfüllt von der besten Frau und zwei umwerfenden Töchtern. Als Bürger gründete er NEOS, Österreich entscheidet und Demokratie21 mit.
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