Finden wir im suburbanen Raum den Weg in ein zukunftsfähiges Leben?

Eine umfassende Perspektive auf das Thema Nachhaltigkeit berührt die ökologische ebenso wie die ökonomische und die soziokulturelle Dimension.

Von Silke Seemann

Die institutionelle Dimension verweist auf Phänomene wie die aktuelle Demokratiekrise. Dabei denken die Wenigsten an Nachhaltigkeit. Es ist die ökologische Dimension, die den ausschlaggebenden Anreiz setzt, die Innenstädte zu verlassen, um die Stadt in ihre Randzonen ausufern zu lassen. Die Hoffnung auf bezahlbare Mieten bei immer noch guter Erreichbarkeit der Innenstadt, lassen gerade junge Familien in das suburbane Umfeld wechseln. Und manchmal wandern ganze Firmen aus und beleben Orte, die in den letzten Jahren eher von einer Flucht des Nachwuchses geplagt waren. So zum Beispiel die Wohnwagon GmbH, der es in Wien zu eng wurde und die konsequenterweise mit dem Unternehmen und allen Mitarbeitern aufs Land gezogen ist. „Reduce to the max“ ist ihr Motto und Autarkie ihr Ziel. Die wertegetriebene Gemeinschaft unterschiedlicher Experten stellt nachhaltige Wohnwagen her, die es erlauben sich unabhängig von kommunaler Versorgung überall niederzulassen (solange dies die herrschende Bauordnung erlaubt). Die Grundwerte sind neben der Autarkie die Gemeinschaft und ein Bekenntnis mit der Natur und für die Menschen leben zu wollen. Regionale Austauschbeziehungen, Kooperationen und Netzwerke leben sich im suburbanen Raum oder auf dem Dorf nachhaltiger als in der Stadt. Über die GmbH hinaus entwickelt sich eine gemeinnützige Genossenschaft, die den Gutensteinerhof in Niederösterreich erwirbt. Die Finanzierung wird über einen Vermögenspool realisiert. Nachhaltigkeit wird in diesem Projekt in allen Dimensionen gedacht und gelebt.

Ökologische Feedbackschleifen machen uns unmissverständlich klar, in welcher Krise wir uns befinden. Die ökonomische Krise spiegelt sich in der Eskalationslogik aktueller Wirtschaftssysteme. Mögliche Antworten formulieren die Postwachstumsökonomie und alternative Sinnsysteme wie Resonanz, die Harmut Rosa in der Soziologie der Weltbeziehung ausgearbeitet hat. Gemeinnützige Genossenschaften sind die pragmatische Umsetzung und erleben weltweit eine Renaissance. Die Genossenschaft Gutensteinerhof zeigt, dass das keine Utopien sind, sondern attraktive Angebote für ein zukunftsfähiges Leben. Wer dazu mehr erfahren möchte, kann sich auf www.wohnwagon.at informieren und über den Vermögenspool in das Projekt investieren.

Unsere Innenstädte entwickeln sich zu Investitionsprojekten derer, die noch an die Kraft der Vermehrung des Geldes glauben. Sie eignen sich immer weniger als Lebensraum für jene, die Selbstwert und Lebensqualität nicht über das additive Anhäufen von Dingen und Ereignissen erleben. Der suburbane Raum bietet sich an, um auszuprobieren ob Leben mit mehr Grün und im besten Fall mit mehr Gemeinschaft und neuen Lebensformen eine gangbare Alternative bietet. Die Stadt ist nah genug, als dass Arbeit und Freunde nicht verlassen werden müssen. Neben Genossenschaften, bei denen Arbeit und Wohnen ineinanderfließen wie im Gutensteinerhof, bieten Mehrgenerationenhausgemeinschaften neue Möglichkeiten, das eigene Leben vielfältiger und sozial integrierter zu leben. Diese Modelle verweisen auf die soziokulturelle Dimension der Nachhaltigkeit. In ihrem Rahmen finden wir Antworten auf die Frage wie wir zukünftig gelingen- des Leben gestalteten können.

Silke Seemann

Über die Autorin: 

SILKE SEEMANN lebt im Salzkammergut, unterrichtet an den Universitäten Innsbruck und Salzburg. Als Unternehmerin gestaltet sie mit visionärem Blick neue Businessmodelle und innovative Arbeitszusammenhänge. Aktuell: eine blockchainbased Workplacedesign Applikation.
www.silke.at | www.motivatorenanalyse.eu | www.hallstatt-hideaway.com

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