Executive Spirit? Diesen Begriff hört man eigentlich nie, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Dabei ist diese Haltung ein Schlüssel zur Lösung vieler Herausforderungen unserer Zeit. Eine Gastkolumne von Fred Luks.
Nach der Moral: Nachhaltigkeit als Executive Spirit.
Executive Spirit? Diesen Begriff hört man eigentlich nie, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Dabei ist diese Haltung ein Schlüssel zur Lösung vieler Herausforderungen unserer Zeit.
— Eine Gastkolumne von Fred Luks.
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Der US-amerikanische „Business Roundtable“ nahm 2019 zumindest rhetorisch Abschied von der Religion des Shareholder-Value. Dessen Maximierung soll nun nicht mehr im Mittelpunkt unternehmerischer Verantwortung stehen. Wer sich schon länger mit Corporate Social Resonsibility (CSR) befasst hat, konnte über die Aufregung staunen, die der „Roundtable“ mit dieser Erklärung ausgelöst hat. Denn dass es außer den Eigentümern noch andere Stakeholder gibt, die ein legitimes Interesse an der Nachhaltigkeit unternehmerischer Aktivitäten haben, ist in der CSR-Community ein No-Brainer. Das Management von Wirkungen – und eben nicht nur ökonomischer Wirkungen – ist Kern zeitgemäßer Unternehmensverantwortung.
Spätestens die Klimakrise hat deutlich gemacht, dass Business as Usual keine Option ist. Das verstehen immer mehr Menschen und Manager. Eine Mischung aus spürbaren Wetterextremen und einer Massenbewegung junger Menschen hat dazu geführt, dass klimawissenschaftliche Warnungen endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Viele Akteure – auch Fridays of Future – sehen die Hauptverantwortung für konkrete Schritte beim Staat. In der Tat wird es Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht ohne eine Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen geben – und die kann nur der Staat setzen. Das ist aber nicht genug. Die Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft kann ohne ein zentrale Ressource nicht gelingen: neue Ideen.
Die können nicht (nur) vom Staat kommen, sondern von ganz unterschiedlichen Akteuren aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft – und der Wirtschaft. Unternehmerinnen und Unternehmer sind also entscheidende Akteure, wenn es Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben soll. „Die Wirtschaft“ sollte die anstehenden Transformationsprozesse als Chance verstehen – und nicht als Bedrohung. Natürlich wird es auch Verlierer geben. Wirtschaftlicher Strukturwandel bedeutet das Entstehen von Neuem – aber auch das Sterben von Altem. Niemand hat das besser auf den Begriff gebracht als Joseph Alois Schumpeter: „Schöpferische Zerstörung“ hat er den Prozess des permanenten wirtschaftlichen Wandels genannt.
Wenn dieser Wandel in Richtung Nachhaltigkeit gehen soll, ist Moral nur wenig hilfreich. Dass der Klimadiskurs immer mehr von Moralisierung und Polarisierung geprägt ist, macht die Transformation nicht leichter, sondern schwieriger. Die krachend gescheiterte Klimakonferenz in Madrid hat das eindringlich gezeigt: Die Moralappelle und Schuldzuweisungen im Vorfeld der Tagung hatten viele mediale Aufmerksamkeit – und haben Ende zu genau gar nichts geführt. Gewiss sind ethische Erwägungen sehr wichtig. Aber ohne Leute, die Ideen und Konzepte auf den Boden bringen, verpuffen sie wirkungslos.
Wir brauchen deshalb (auch) Executive Spirit. Diesen Begriff hört man eigentlich nie, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Dabei ist diese Haltung ein Schlüssel zur Lösung vieler Herausforderungen unserer Zeit. Probleme erkennen, sich Lösungen ausdenken – und dann auch das Risiko der Umsetzung nehmen: Dass ist ein Geist, den die Nachhaltigkeit viel dringender braucht als moralische Appelle. Executive Spirit bedeutet im 21. Jahrhundert, ökologische und soziale Themen nicht als lästige Nebensachen zu sehen, sondern als Kern unternehmerischen Denkens und Handelns.
Über den Autor:Fred Luks ist Forscher und Publizist in Wien. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Zukunftsfragen in Forschung und Management und unterstützt Organisationen in Nachhaltigkeit und Transformation. Eben ist sein zehntes Buch „Hoffnung. Über Wandel, Wissen und politische Wunder“ veröffentlicht worden.
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— Eine Gastkolumne von Fred Luks.
Der US-amerikanische „Business Roundtable“ nahm 2019 zumindest rhetorisch Abschied von der Religion des Shareholder-Value. Dessen Maximierung soll nun nicht mehr im Mittelpunkt unternehmerischer Verantwortung stehen. Wer sich schon länger mit Corporate Social Resonsibility (CSR) befasst hat, konnte über die Aufregung staunen, die der „Roundtable“ mit dieser Erklärung ausgelöst hat. Denn dass es außer den Eigentümern noch andere Stakeholder gibt, die ein legitimes Interesse an der Nachhaltigkeit unternehmerischer Aktivitäten haben, ist in der CSR-Community ein No-Brainer. Das Management von Wirkungen – und eben nicht nur ökonomischer Wirkungen – ist Kern zeitgemäßer Unternehmensverantwortung.
Spätestens die Klimakrise hat deutlich gemacht, dass Business as Usual keine Option ist. Das verstehen immer mehr Menschen und Manager. Eine Mischung aus spürbaren Wetterextremen und einer Massenbewegung junger Menschen hat dazu geführt, dass klimawissenschaftliche Warnungen endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Viele Akteure – auch Fridays of Future – sehen die Hauptverantwortung für konkrete Schritte beim Staat. In der Tat wird es Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht ohne eine Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen geben – und die kann nur der Staat setzen. Das ist aber nicht genug. Die Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft kann ohne ein zentrale Ressource nicht gelingen: neue Ideen.
Die können nicht (nur) vom Staat kommen, sondern von ganz unterschiedlichen Akteuren aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft – und der Wirtschaft. Unternehmerinnen und Unternehmer sind also entscheidende Akteure, wenn es Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben soll. „Die Wirtschaft“ sollte die anstehenden Transformationsprozesse als Chance verstehen – und nicht als Bedrohung. Natürlich wird es auch Verlierer geben. Wirtschaftlicher Strukturwandel bedeutet das Entstehen von Neuem – aber auch das Sterben von Altem. Niemand hat das besser auf den Begriff gebracht als Joseph Alois Schumpeter: „Schöpferische Zerstörung“ hat er den Prozess des permanenten wirtschaftlichen Wandels genannt.
Wenn dieser Wandel in Richtung Nachhaltigkeit gehen soll, ist Moral nur wenig hilfreich. Dass der Klimadiskurs immer mehr von Moralisierung und Polarisierung geprägt ist, macht die Transformation nicht leichter, sondern schwieriger. Die krachend gescheiterte Klimakonferenz in Madrid hat das eindringlich gezeigt: Die Moralappelle und Schuldzuweisungen im Vorfeld der Tagung hatten viele mediale Aufmerksamkeit – und haben Ende zu genau gar nichts geführt. Gewiss sind ethische Erwägungen sehr wichtig. Aber ohne Leute, die Ideen und Konzepte auf den Boden bringen, verpuffen sie wirkungslos.
Wir brauchen deshalb (auch) Executive Spirit. Diesen Begriff hört man eigentlich nie, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Dabei ist diese Haltung ein Schlüssel zur Lösung vieler Herausforderungen unserer Zeit. Probleme erkennen, sich Lösungen ausdenken – und dann auch das Risiko der Umsetzung nehmen: Dass ist ein Geist, den die Nachhaltigkeit viel dringender braucht als moralische Appelle. Executive Spirit bedeutet im 21. Jahrhundert, ökologische und soziale Themen nicht als lästige Nebensachen zu sehen, sondern als Kern unternehmerischen Denkens und Handelns.
Über den Autor: Fred Luks ist Forscher und Publizist in Wien. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Zukunftsfragen in Forschung und Management und unterstützt Organisationen in Nachhaltigkeit und Transformation. Eben ist sein zehntes Buch „Hoffnung. Über Wandel, Wissen und politische Wunder“ veröffentlicht worden.
→ www.fredluks.com