Rainer Haude ist Inhaber des Software Unternehmens DVO und CEO von Scopevisio in Wien. Im Interview mit Schumbeta spricht er über Unternehmertum, Agilität und die digitalen Chancen der Corona Krise.

UnternehmerInnen, die sich selbst mit den „Zahlen“ beschäftigen, haben um 30 Prozent bessere Geschäftsaussichten.

Rainer Haude ist Inhaber des Software Unternehmens DVO und CEO von Scopevisio in Wien. Im Interview mit Schumbeta spricht er über Unternehmertum, Agilität und die digitalen Chancen der Corona Krise.

Fotos: Daniel Willinger

Lieber Rainer, schon lange hören wir von der Bedeutung von Agilität in Unternehmen. Das Jahr 2020 mit seiner Covid19 Disruption stellt in dieser Hinsicht alle Unternehmen auf den Prüfstand. Wie ist es Euch dabei ergangen und was waren spannende Erkenntnisse über das eigene Unternehmen und seine Fähigkeit, sich anzupassen?

Diese Zeit hat mir zwei spannende Erkenntnisse gebracht. Am Sonntag vor dem Lockdown im März saß ich in Istanbul am Flughafen und hatte mit viel Aufwand mein Ticket auf die letzte Maschine nach Wien umbuchen können – vor Einstellung des Flugbetriebs der Turkish Airlines. Wenn wir mit derart einschränkenden Maßnahmen wie im Lockdown konfrontiert werden, dann ist es leicht den Mut zu verlieren und sich als Opfer der Situation zu fühlen. Wie vermutlich vielen anderen Unternehmern ging es auch mir so. Aber nach dem ersten Schock ist mir schnell klar geworden, dass wir als Software- Anbieter für Rechnungswesen eine besondere Verantwortung haben. Wir können mit guten Finanzunterlagen und neuen Tools anderen Unternehmern helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, Förderungen zu beantragen usw. Die Sichtweise macht den Unterschied, ob ich eine passive oder schöpferische Rolle einnehme.

Agilität ist Trumpf. Mehr aus dem Bauchgefühl heraus habe ich mit dem ersten Tag des Lockdowns ein „Daily“ in unserem Management-Team eingeführt. Wir hatten schon vor der Covid-Zeit ein Kanban-Board für das Management, allerdings keine tägliche kurze Abstimmung. Das kannten bei uns nur die Developer durch den Scrum-Prozess. Das „Daily“ ist eine kurze 15-minütige Abstimmung aller Kollegen im erweiterten Management-Kreis – und zwar täglich. Das klingt nach viel Aufwand. Aber nach über einem halben Jahr weiß ich, dass dies bei uns zu einer sehr hohen Agilität im Unternehmen geführt hat. Deshalb organisieren wir ein tägliches „Daily“ bis heute.

Auf mehreren Schumbeta Veranstaltungen haben wir über den so elementaren Unterschied diskutiert, nicht IM sondern AM Unternehmen zu arbeiten. Und: Wie schwierig wir uns alle dabei tun, Kontrolle abzugeben und auf diese wahrhaftige Ebene von Unternehmertum aufzusteigen. Hat Dir diese Haltung bei der jüngsten, erfolgreichen Beteiligung der deutschen Scopevisio an Deiner DVO geholfen?

Am Beginn des Unternehmerseins interessieren uns in erster Linie die „coolen“ Produkte oder Dienstleistungen, die wir anbieten oder die Kunden, denen wir helfen wollen. Wir perfektionieren weiter und weiter. Wir vergrößern das Unternehmen, wir vergrößern das Team. Damit einher vergrößern sich unsere täglichen operativen Tätigkeiten. Und irgendwann sind wir gefangen in irgendwelchen täglichen Klein-Kleins, nicht mehr hinterfragten Prozessen oder Personalthemen. Damit wir Zeit haben uns grundsätzliche Gedanken für das Unternehmen zu machen, muss jeder einzelne im Team Entscheidungen treffen können. Das geht nur, wenn ich selbst als Unternehmer lerne, operative Klein-Kleins abzugeben. Als Unternehmer, die wir typischerweise selbst an jedem ersten Produkt, jedem Prozess mitgearbeitet haben, wissen wir oft alles besser und tun uns schwer mit dem Abgeben.

Bei mir im Unternehmen bin ich schon längere Zeit frei gespielt vom täglichen, operativen Betrieb und kann „AM“ Unternehmen arbeiten. Das bedeutet, dass ich mir Gedanken mache, wie ich das Unternehmen so aufstelle, dass es zukunftssicher, werthaltig und stabil aufgestellt ist. Ich meine dies ist eine Verantwortung, die wir gegenüber dem Team und den Kunden haben.

2019 habe ich „AM“ Unternehmen gearbeitet, indem ich mit der Scopevisio AG einen sehr innovativen Technologie-Partner an Bord holen konnte. Mit diesem Schritt entwickelt sich dvo technologisch gleich mehrere Generationen weiter. Um den Jahreswechsel habe ich dann wieder „AM“ Unternehmen gearbeitet und mit Klinger Software einen Mitbewerber übernommen. Ich meine, dass es geradezu unsere Pflicht als Unternehmer ist, mehrere Schritte voraus zu denken und in gewisser Weise Visionär zu sein.

Software geht als einer der Gewinner der Lockdowns und erzwungenen Home-Offices hervor. Was erwartest Du von der Marktentwicklung im kommenden Jahr – im besten und im schlechtesten Fall? Was könnte uns überraschen?

Ja, es stimmt. Software wurde in den letzten Monaten besonders stark nachgefragt, weil sie uns dabei hilft verteiltes Arbeiten einfacher zu machen oder Prozesse produktiver zu gestalten. Das wird meines Erachtens auch in den nächsten 12 Monaten der Fall sein. Der Bedarf nach cooler Software, die uns ein neues, schlankeres und verteiltes Arbeiten ermöglicht, wird erheblich steigen.

Die Krise fordert von Unternehmen derzeit sehr viel. Aber sie ist auch eine Chance für Unternehmen, sich komplett neu zu erfinden. Wenn ich heute ins Team hinein höre und das Feedback bekomme, dass gewisse Backoffice-Prozesse mühsam sind, dann ist jetzt die Chance, neue Prozesse aufzusetzen. Wenn sich Mitarbeiter möglicherweise in der Vergangenheit gegen Veränderung gewehrt haben, dann habe ich heute – in einer Zeit des Umbruchs – ein ganz anderes Verständnis für Veränderung. In der Zeit der Krise arbeiten wir im Unternehmen alle zusammen und der Wille, etwas Neues zu schaffen, ist größer als je zuvor.

Wenn ich mit anderen Unternehmern spreche erlebe ich – etwas übertrieben – zwei Haltungen. Es gibt diejenigen, die versuchen mit ihren bisherigen Strukturen und Prozessen irgendwie durch die Krise zu kommen. Und es gibt diejenigen, die die Zeit nutzen zukünftig ganz anders und viel schneller zu arbeiten. Hier kann Software helfen, die bisherigen Arbeitsstrukturen grundsätzlich zu verändern. Ein Beispiel: Bisher laufen Informationen über Kunden in der Buchhaltung, andere im Support zusammen und sind den einzelnen Teams vorbehalten. Eine Absprache untereinander ist – im Büro – möglich aber mitunter zeitaufwendig. Beim verteilten Arbeiten, z.B. im Home-Office, ist das Zusammenarbeiten noch immer möglich, aber auf einmal sehr mühsam. Besser wäre es, dass ich im Backoffice Software einsetze, mit der jeder Mitarbeiter automatisch sämtliche Infos am Bildschirm hat, die gebraucht werden, um Kunden sofort die richtige Auskunft geben zu können. Die Software unseres Partners Scopeviso bildet genau diesen Arbeitsansatz ab. Wenn ich in Scopevisio suche, dann suche ich – je nach Rechten – im kompletten Datenbestand des Unternehmens und muss keinen Anruf tätigen. Als Unternehmer kann ich mich mit dem Scopevisio-Ansatz schlank und effizient organisieren. Wie schlank Unternehmen selbst mit weltweiten Kunden aufgestellt sein können, wenn sie mit neuen Strukturen arbeiten zeigt uns das Beispiel Netflix: ca. 8.000 Mitarbeiter betreuen 140 Millionen Kunden.

Im Moment sehen wir einzelne Branchen als Gewinner oder Verlierer der Krise. Dies wird meines Erachtens medial verkürzt dargestellt. Ich bin überzeugt, dass es nicht Branchen sind, die gewinnen oder verlieren. Es werden einzelne Unternehmen sein, die die Krise nutzen, um sich mit innovativer Software visionär zu positionieren oder einfach stehen bleiben. Die Kluft zwischen diesen beiden Lagern wird durch die Krise immer größer. Deshalb wird coole Software auch im nächsten Jahr der Faktor für die Weiterentwicklung von Unternehmen sein.

In diesem verrückten Jahr, wo Undenkbares möglich wurde, welche utopischen Ideen hättest Du für Deinen weiteren Weg als Unternehmer? Wie könnte ein Rainer Haude sich selbst überraschen?

Viele empfinden alles was mit Buchhaltung, Lohnverrechnung und Finanzen zu tun hat als lästige mühsame Pflicht. Auch Unternehmer! Tatsächlich sind die gesetzlichen Regelungen im Rechnungswesen, sei es zum Beispiel nur eine Rechnung korrekt in das EU-Ausland zu stellen, komplex und oft nur Experten verständlich. Ich empfinde es als ungerecht, dass diejenigen im Vorteil sind, die diese komplexen Regeln beherrschen. Die kaufmännischen Finanzen sollten so einfach sein, dass sich jeder Unternehmer damit auskennt. Schon lange beschäftigt mich, ob es gelingen kann, das Rechnungswesen mit Hilfe intelligenter Software so zu automatisieren, dass Unternehmer aussagekräftige Unterlagen oder besser Handlungsanweisungen automatisch bekommen. Ich möchte ein System entwickeln, das alles rund um unternehmerische Finanzen, so einfach macht, dass jeder Unternehmer sich damit auseinander setzen kann und keine Scheu vor den Zahlen haben muss. Also die komplett automatisierte und einfach verständliche Buchhaltung.

Vielleicht klingt das Thema Finanzen für manche sehr langweilig. Aber wir wissen heute, dass Unternehmer, die sich selbst mit den „Zahlen“ beschäftigen, um 30 Prozent bessere Geschäftsaussichten haben. Wie sehr könnte eine bessere Ertragssituation der Betriebe einen gesamtwirtschaftlichen Impact auf die haben.

 

Abschließend – in der Tradition von Schumbeta – was oder wen suchst Du gerade für Deine Unternehmen oder auch für neue Projekte? 

Mich faszinieren Unternehmer, die sich trauen visionär zu denken, also gleich mehrere Schritte im Voraus. Oft lerne ich Unternehmen kennen, die hochinnovative Produkte herstellen, aber im Innenbereich, also im Backoffice, mit vielen Einzel-Tools und Prozessen arbeiten, deren Ursprünge in den 80er und 90er Jahren liegen. Aus der unternehmerischen Perspektive lässt man Menschen, von denen man sich einerseits Innovation erwartet, intern mit veralteten Systemen arbeiten. Das ist ungefähr so, als ob ich von einem Architekten spektakuläre innovative Baukonzepte erwarte, ihn aber gleichzeitig mit einem Laptop aus 1998 arbeiten lasse.

Ich habe mich viele Jahre gefragt, warum es keine modernen all-umfassenden integrierten Unternehmenslösungen gibt, die die aktuelle workflow-orientierte Arbeitswelt der 2000er Jahre abbildet. Ein solches System habe ich bei unserem heutigen Partner Scopevisio gefunden, der die Software erst vor rund 10 Jahren mit komplett neuer Architektur aufgebaut hat. Mit dem Partner haben wir nun aus Scopevisio eine Österreich- Version dieser umfassenden Unternehmenssoftware entwickelt.

Jetzt aktuell suche ich 10 visionäre Unternehmer, die ihre internen Prozesse modern integriert und nicht über zig Systeme verteilt, abbilden wollen. Diese Unternehmer wollen wir dabei unterstützen, ihre Backoffice Prozesse zeitgemäß bzw. mehr noch zukunftsorientiert und wesentlich effizienter über die Cloud-Unternehmenssoftware Scopevisio abzubilden. Diese 10 visionären Unternehmen unterstützen wir mit Software und Beratungsleistungen.

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Rainer Haude, CEO bei Scopevisio

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