Ali Mahlodji

Wir fliegen zum Mond, haben das Wissen der Welt in unserer Hosentasche, genießen den wunderbarsten Wohlstand aller Zeiten und haben trotzdem das Gefühl, auf der Stelle zu treten.

Die Welt, die wir heute unser Zuhause nennen, ist die Erfüllung aller Utopien von vergangenen Generationen, die damals – nach dem Krieg – Europa wieder aufbauen mussten. Wir genießen seit 70 Jahren Frieden, doch wissen wir überhaupt, was dies bedeutet? Können wir uns eine Welt vorstellen, in der wir ständig um unser Leben und unsere Freiheit fürchten müssen? Vielleicht ist es gerade sehr heilsam, dass wir beobachten, dass unser friedvolles Zusammenleben nicht in Stein gemeißelt ist und wir um diese kämpfen müssen. Wir diskutieren heute in Populärmedien nicht, wie die wunderbare Utopie der nächsten 50 Jahre aussieht, sondern heben aufs Podest, was wir an materiellem Wohlstand verlieren könnten. Die Gefahren sind es, denen wir die Aufmerksamkeit schenken, die Chancen übersehen wir.

Auf den ersten Blick wirkt unser Europa sehr zerfahren, zu viele Baustellen und zu wenige Antworten. Ja, es stimmt – es herrscht Unsicherheit. Doch genau diese gefühlte Unsicherheit ist es, welche die größte Chance der heutigen Generationen darstellt, ihre Zukunft in die Hand zu nehmen. In einer Welt, in der so – wohl die politische Lage als auch die Situation am Arbeits- und Rentenmarkt nicht vorhersehbar ist, schreit alles danach, dass das Individuum seine Selbststärke entdeckt und sich seiner Selbstwirksamkeit bewusst wird.

Während die USA dem eindimensionalen Mythos des Tellerwäschers, der unbedingt Millionär werden muss, hinterherlaufen, hat Europa die Chance, dass je – der Bürger und jede Bürgerin ihre eigene Utopie erschaffen. Ich sehe vor mir, dass die Jugend auf die Frage „was ist Europa für dich?“ antworten wird: „Alles, was ich will.“ Doch dafür braucht es Mut und ein neues Selbstbewusstsein, das die Ängste der alten Welt überbrückt und dem Bürger die Selbstwirksamkeit zuspricht, Teil des Fortschritts des Kontinents zu sein. Während andere den Fortschritt in der Technologie und der Entdeckung ferner Planeten suchen, wird es Zeit, dass wir diesen in einer neuen Aufklärung des Individuums finden.

Ali Mahlodji

Über den Autor: 

Ali Mahlodji ist Trendforscher beim Zukunftsinstitut und Gründer der Berufsorientierungsplattform whatchado. Er berät DAX30- Unternehmen dabei, den Wandel der Welt zu verstehen und die Potentiale junger Menschen im Umfeld der Arbeitswelt zu nutzen. Die Europäische Union ernannte ihn 2013 zum EU-Jugendbotschafter. Er ist Gewinner des Social-Impact Awards, wurde als Innovator des Jahres auszeichnet und arbeitet nach dem Prinzip, 50 Prozent seiner Arbeit im Auftrag der Gesellschaft pro bono zu leisten.

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