Damit gesellschaftlicher Fortschritt, und damit meine ich die Bewahrung wie auch Gestaltung einer lebens- wie liebenswerten Welt, voranschreiten kann, muss neben Bildung, Politik und Wirtschaft gerade auch die Wissenschaft zur Verantwortung gezogen werden. Hier gilt es einen inter- und vor allem transdisziplinären Dialog zwischen allen und damit auch zwischen sich in ihrer Methodik und Ausrichtung unähnlichen Disziplinen zu fördern. Ob es nun die Auswirkungen der Digitalisierung und die Verände- rungen des Arbeitsmarktes, die Chancen wie Risiken künstlicher Intelligenz oder die Dringlichkeit des Umweltschutzes sind: Jedes dieser Themen prä- sentiert sich als komplexes Phänomen, für dessen Bearbeitung eine Anhäufung von Einzelfachwissen nicht mehr ausreicht. Scheuklappen-Spezialisierung und Abgrenzung ohne den Blick nach außen schaffen auf Dauer eine Begrenzung im Denken, machen blind und taub.
Eine Forschungspraxis, die auf Fragen der Gesellschaft antworten möchte, sollte integrativ angelegt sein, um ganzheitlich wirken zu können. Das bedeutet, dass sie wissenschaftliches mit praktischem Wissen zu verbinden weiß. Fachliche wie institutionelle Grenzen werden damit nicht nur überschritten, sondern substantiell verändert und aufgehoben. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig das Eintauchen in verschiedene Praxisfelder für das tiefergehende Verständnis eines Forschungsgebietes ist. So veränderten meine beruflichen Erfahrungen als (Bild-)Redakteurin im Magazinkontext nicht nur mein Verständnis der bildjournalistischen Praxis, sie beeinflussten meine Wahrnehmung von Bildern wie auch der Welt im Allgemeinen und damit letztlich auch meine wissenschaftliche Arbeit. Das Schielen über den eigenen Tellerrand verlangt jedoch auch einiges ab. Hinterzimmer der Elfenbeintürme müssen verlassen, akademische Eitelkeiten abgelegt und disziplinäre wie eigene Grenzen geweitet und in einigen Fällen auch gesprengt werden. Für diese „Grenzgänge“ braucht es einerseits Menschen, die gewillt sind, sich in unbekanntes Terrain zu wagen, und sich einem Dialog aussetzen, der gerade nicht aus der Harmonie oder dem Gleichklang, sondern aus der Dissonanz und dem Widerspruch schöpft. Gute Wissenschaftler sollten daher im Herzen Abenteurer und im Wesen Rebellen sein. Andererseits braucht es Mediatoren, die in diesen Verständigungs-prozessen zwischen den Disziplinen und Menschen vermitteln, denn häufig geht es erst einmal darum, eine gemeinsame Sprache zu entwickeln.
Wer also die „großen“ Probleme unserer Zeit lösen will, muss meines Erachtens transdisziplinär denken gelernt haben. Damit darf Transdisziplinarität gerade in wissenschaftlichen Gefilden nicht mehr nur zum „guten Ton“ gehören, denn dort, wo der Samen für gesellschaftlichen Fortschritt keimt, will sie gelebt werden.
Über die Autorin:
Nadja Köffler ist Wissenschaftlerin, Redakteurin und Mediatorin mit drei Wohnsitzen und drei Jobs. Sie studierte Medien-, Bildungs- und Kulturwissenschaften an der Universität Innsbruck sowie Bildredaktion an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin und ist damit transdisziplinär „vorbelastet“. Neben ihrer akademischen Laufbahn als Wissenschaftlerin engagiert sie sich ehrenamtlich für unterschiedliche Institutionen im Kulturbereich wie zuletzt für den Verein freegirlsmovement.
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Nadja Koeffler
Von Nadja Köfler
Damit gesellschaftlicher Fortschritt, und damit meine ich die Bewahrung wie auch Gestaltung einer lebens- wie liebenswerten Welt, voranschreiten kann, muss neben Bildung, Politik und Wirtschaft gerade auch die Wissenschaft zur Verantwortung gezogen werden. Hier gilt es einen inter- und vor allem transdisziplinären Dialog zwischen allen und damit auch zwischen sich in ihrer Methodik und Ausrichtung unähnlichen Disziplinen zu fördern. Ob es nun die Auswirkungen der Digitalisierung und die Verände- rungen des Arbeitsmarktes, die Chancen wie Risiken künstlicher Intelligenz oder die Dringlichkeit des Umweltschutzes sind: Jedes dieser Themen prä- sentiert sich als komplexes Phänomen, für dessen Bearbeitung eine Anhäufung von Einzelfachwissen nicht mehr ausreicht. Scheuklappen-Spezialisierung und Abgrenzung ohne den Blick nach außen schaffen auf Dauer eine Begrenzung im Denken, machen blind und taub.
Eine Forschungspraxis, die auf Fragen der Gesellschaft antworten möchte, sollte integrativ angelegt sein, um ganzheitlich wirken zu können. Das bedeutet, dass sie wissenschaftliches mit praktischem Wissen zu verbinden weiß. Fachliche wie institutionelle Grenzen werden damit nicht nur überschritten, sondern substantiell verändert und aufgehoben. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig das Eintauchen in verschiedene Praxisfelder für das tiefergehende Verständnis eines Forschungsgebietes ist. So veränderten meine beruflichen Erfahrungen als (Bild-)Redakteurin im Magazinkontext nicht nur mein Verständnis der bildjournalistischen Praxis, sie beeinflussten meine Wahrnehmung von Bildern wie auch der Welt im Allgemeinen und damit letztlich auch meine wissenschaftliche Arbeit. Das Schielen über den eigenen Tellerrand verlangt jedoch auch einiges ab. Hinterzimmer der Elfenbeintürme müssen verlassen, akademische Eitelkeiten abgelegt und disziplinäre wie eigene Grenzen geweitet und in einigen Fällen auch gesprengt werden. Für diese „Grenzgänge“ braucht es einerseits Menschen, die gewillt sind, sich in unbekanntes Terrain zu wagen, und sich einem Dialog aussetzen, der gerade nicht aus der Harmonie oder dem Gleichklang, sondern aus der Dissonanz und dem Widerspruch schöpft. Gute Wissenschaftler sollten daher im Herzen Abenteurer und im Wesen Rebellen sein. Andererseits braucht es Mediatoren, die in diesen Verständigungs-prozessen zwischen den Disziplinen und Menschen vermitteln, denn häufig geht es erst einmal darum, eine gemeinsame Sprache zu entwickeln.
Wer also die „großen“ Probleme unserer Zeit lösen will, muss meines Erachtens transdisziplinär denken gelernt haben. Damit darf Transdisziplinarität gerade in wissenschaftlichen Gefilden nicht mehr nur zum „guten Ton“ gehören, denn dort, wo der Samen für gesellschaftlichen Fortschritt keimt, will sie gelebt werden.
Über die Autorin:
Nadja Köffler ist Wissenschaftlerin, Redakteurin und Mediatorin mit drei Wohnsitzen und drei Jobs. Sie studierte Medien-, Bildungs- und Kulturwissenschaften an der Universität Innsbruck sowie Bildredaktion an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin und ist damit transdisziplinär „vorbelastet“. Neben ihrer akademischen Laufbahn als Wissenschaftlerin engagiert sie sich ehrenamtlich für unterschiedliche Institutionen im Kulturbereich wie zuletzt für den Verein freegirlsmovement.
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