Wie kommt das Neue in die Welt?

Am Anfang jeder Entdeckung steht das große Unbekannte.

Von Marcus Ambrosch

Ein Kind entdeckt die Welt im Gehen Lernen: krabbeln, aufrichten, hinfallen, aufstehen. So lange, bis es klappt. Eine Fähigkeit die im späteren Leben durch Analyse, Diskussion und Planung oft verdrängt wird. Kinder haben mit ihrer frisch gestarteten Lebenserfahrung einen klaren Vorteil, der idealer- weise durch eine gute Bildung ergänzt wird. Hier beginnen jedoch meist die schlechten Bewegungs- gewohnheiten: Der kinderleichte Umgang mit Problemen und Umständen wird Zug um Zug durch ein System ersetzt, dass auf „Gewissheit“ beruht. In der Ausbildung und im Berufsleben kommen noch darauf optimierte Methoden und Werkzeuge hinzu. Neues entsteht jedoch erst im Kontext von Ungewissheit und selten nach Plan oder Rezept. Werkzeuge versagen.

Wie aber kommt das Neue in die Welt? Entrepreneure, Menschen mit Unternehmergeist und Macher bringen Innovationen in die Praxis. Saras Sarasvathy entdecke vor über einem Jahrzehnt, das erfahrene Mehrfachunternehmer andere Denk- und Handlungsmuster nutzen, als unerfahrene. Sie erforschte die heuristischen Prinzipien erfolgreicher Serienunternehmer, die mittel- und nicht zielorientiert Neues erschaffen. Die auf den Umgang mit Ungewissheit ausgerichtete Methode nennt sich Effectuation, ist lernbar und der extreme Gegenpol eines rein kausalen und zielorientierten Denkens: Nur mit einem Ziel oder durch Prognosen können wir überhaupt erst handeln und die nötigen Ressourcen planen. Effectuation ist netzwerkorientiert, verhandelt und setzt auf Co-Creation. Nicht, was sollen wir tun, sondern was können wir tun, ist dabei handlungs(ein)leitend. Die handlungsleitenden Prinzipien sind:

Mittel und Ressourcen (Kompetenzen, Identitäten und Netzwerke) als Ausgangsbasis (er)kennen und nutzen.
Maximal mögliche Investitionen an Zeit, Geld, Reputation … und nicht den erwarteten Gewinn als Wegmarken definieren.
In Partnerschaften denken, Gleichgesinnte suchen und Vorvereinbarungen verhandeln.
Unternehmergeist einsetzen, um Zufälle und Umstände zu nutzen.
Echte Erfahrungen und Echtzeitdaten unmittelbar in die Entwicklung einfließen lassen.
Steuern und Kontrolle der Aktivitäten anstatt der Vorhersage von Trends: Was wir kontrollieren können, brauchen wir nicht vorherzusagen.

Innovation, Kreativität, Effizienz und Organisationen sind kein Selbstzweck. Sie sind Werkzeuge zur Veränderung zum Besseren. Innovation und Veränderung ist ein kontinuierlicher Prozess, dessen Wege oft erst im Rückblick erkennbar werden. Effectuation und gutes Leadership sind die Katalysatoren dafür und gehören zusammen. In diesem Sinne: „Sei innovativ. Sei unternehmerisch. Sei ein Mensch!”

Marcus Ambrosch

Über den Autor: 

Der Effectuation-Pionier hat das erste deutschsprachige Fachbuch (www.u-geist. at) zum Thema verfasst. Effectuation nutzt er in seiner Managementfunktion, entwickelt Methoden, Seminare und Workshops für den Umgang mit dem Ungewissen (www. dtt.at) und coacht Personen und Organisationen zu erfolgreichen Entscheidungs- und Handlungsstrategien für ein handlungsorientiertes Lernen und Wachstum. 

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